Kinder sitzen zu oft und zu lange, haben zu viele Phasen der körperlichen Inaktivität und verlernen deshalb immer mehr, auf ihren Körper zu hören und ihm das zu geben, was er braucht: regelmäßige körperliche Aktivität.
- Jedes 7. Kind in Deutschland ist übergewichtig und nur 9 % aller Kinder bewegen sich ausreichend.
- Dabei ist Bewegung für Kinder die natürlichste Sache der Welt und legt den Grundstein für eine hohe Lebensqualität bis ins hohe Alter.
- Regelmäßiges Training hilft Kindern, besser mit neuen Situationen umzugehen und steht in direktem Zusammenhang mit einer besseren Gehirnleistung.
- Um Kinder zu körperlich starken, belastbaren und leistungsfähigen Erwachsenen zu machen, sollte ihnen so früh wie möglich ein angemessenes Muskeltraining vermittelt werden.
- Erwachsene haben eine wichtige Vorbildfunktion bei der Entwicklung gesunder Gewohnheiten bei Kindern: Sie sollten zeigen, dass Training und Aktivität wichtige Bestandteile des Lebens sind.
Aus diesem Grund werden ein aktiver Alltag sowie körperliches Training für Kinder immer wichtiger. Nur jedes vierte Kind erreicht laut aktuellen Zahlen die Aktivitätsempfehlungen der WHO und ist demnach täglich mindestens 60 Minuten aktiv. Dieser kindliche Aktivitätsmangel hat in den vergangenen fünf Jahren noch weiter zugenommen: Am Anfang der Coronapandemie betätigten sich nur noch lediglich 16 % der Kinder ausreichend, seit Anfang 2022 nur noch 9 %. Tendenz langsam, aber stetig sinkend.
Diese Kinder leiden oftmals unter einer schlechten Körperhaltung, Schmerzen und Konzentrationsproblemen. Zwei von zehn Kindern entwickeln bereits im Laufe ihrer Schulzeit Übergewicht, wobei jedes zweite übergewichtige Kind, dieses zu hohe Körpergewicht bis ins Erwachsenenalter, beibehalten wird. Aktuell ist in Deutschland jedes 7. Kind übergewichtig. Übergewicht führt bei Kindern nachweislich zu mentalen Problemen und begünstigt im Erwachsenenalter das Auftreten der heute typischen Lebensstilerkrankungen Bluthochdruck, Typ-2-Diabetes, Depressionen, Demenz oder auch Krebs.
Wie kann es sein, dass das Klettern auf dem Spielplatz oder Springen von der Mauer von vielen Erziehungsberechtigten als ungefährlich eingeschätzt wird, aber ein Elternteil komisch angeschaut wird, wenn es das eigene Kind zu einem Klimmzug ermutigen möchte?
„Dein Kind soll doch nicht in diesem Alter zu einem Muskelprotz werden!“
Dass die muskuläre Aktivierung oder die auf den passiven Bewegungsapparat wirkenden Kräfte bei beiden Bewegungen quasi identisch sind, ist den Erwachsenen, die Angst davor haben, ihren Kindern könnte beim bewussten Trainieren etwas passieren, egal. Was sie den Kindern allerdings zumuten, wenn sie sich nicht trauen, sich zu informieren und ihnen ein aktives Vorbild zu sein, ist katastrophal, fahrlässig und kann sogar gesundheitsschädigend werden.
Körperlich aktiv zu sein ist für Kinder das Natürlichste auf der Welt und legt für sie das Fundament für eine hohe Lebensqualität bis ins Seniorenalter. Regelmäßiges Training hilft Kindern dabei, besser mit neuen oder schwierigen Situationen umzugehen, steht im direkten Zusammenhang mit einer besseren Hirnleistung und führt dazu, dass die für jede Körperzelle wichtigen Botenstoffe des Muskels (Myokine) ausgeschüttet werden. Weiterhin dient eine kräftige Muskulatur als Verletzungsprophylaxe für den Alltag, verbessert die Körperhaltung und kann sogar dabei helfen, die schulische Leistung zu fördern.
Darüber hinaus haben neuere Forschungsarbeiten gezeigt, dass Risikofaktoren für die Entwicklung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die eine der Hauptursachen für frühe Sterblichkeit sind, bereits im Jugendalter auftreten und durch Muskeltraining gemildert werden können. Dies zeigt, wie wichtig es ist, die sportliche Betätigung in der Jugend zu erhöhen, um das Risiko der Entwicklung chronischer Krankheiten im späteren Leben zu verringern.
Regelmäßiges Training steht im direkten Zusammenhang mit einer besseren Hirnleistung. Weiterhin dient eine kräftige Muskulatur als Verletzungsprophylaxe für den Alltag, verbessert die Körperhaltung und kann sogar dabei helfen, die schulische Leistung zu fördern. (Bild: stock.adobe.com / Nomad_Soul)
Voraussetzung für Muskeltraining bei Kindern ist, dass es korrekt durchgeführt wird. Richtiges Muskeltraining ist ein wichtiges Instrument, das Kindern so früh wie möglich vermittelt werden sollte, um sie zu körperlich starken, belastbaren und leistungsfähigen Erwachsenen zu machen. Die Fähigkeit, schwere Dinge zu heben und zu bewegen, ist nicht nur für die körperliche Unabhängigkeit, sondern auch für die mentale Selbstwirksamkeit wichtig.
Es gibt kein bestimmtes Alter für den Beginn von Muskeltraining. Die Reife des Kindes, den Anweisungen der Trainer sicher folgen zu können, ist der Schlüsselfaktor für den Beginn. Sobald die kognitive, neuromuskuläre und körperliche Grundentwicklung erreicht ist, sollte das Muskeltraining in die wöchentliche Routine aufgenommen werden. Zusätzlich sollten Ausdauer, Beweglichkeit und Koordination trainiert werden, um die grundlegenden sportlichen Fähigkeiten zu entwickeln.
Es ist sinnvoll, zunächst spielerisch an das Muskeltraining heranzugehen, damit Gleichgewicht, Kontrolle und Kraft eine Grundlage erhalten, auf der sie aufbauen können. Muskeltraining kann u. a. durch Körpergewicht, Zugbänder, freie oder geführte Gewichte erfolgen. Wenig Geräte oder Platz sollten nicht davon abhalten, die Muskeln der Kinder zu stärken, denn Muskeln brauchen nur einen optimalen Reiz, um zu wachsen. Es braucht nicht viel Platz und auch keine modernen Trainingsgeräte, um Kindern die Möglichkeit zu geben, ihre Muskeln zu trainieren.
Grundsätzlich gilt als Trainingsempfehlung: ein bis zwei Einheiten des periodisierten Muskeltrainings pro Woche für ca. 30 Minuten pro Einheit. Dabei sollte der Fokus auf sechs bis acht Grundübungen mit mehrgelenkigen Bewegungsmustern, wie z. B. einer Kniebeuge oder dem Kreuzheben, liegen und bei individuell angepasstem Gewicht für 15 bis 20 Wiederholungen durchgeführt werden.
Bei altersgerechter Trainingssteuerung stellt Muskeltraining für Kinder eine sichere und leistungsfördernde Maßnahme zur Verbesserung der körperlichen Fitness dar. Ein Verletzungsrisiko im Muskeltraining besteht nur, wenn die Übungen unkontrolliert und unphysiologisch ausgeführt werden. Besonders wichtig ist demnach die Anleitung und Aufsicht eines qualifizierten Trainers. Spätestens hier kommen die Studiobetreiber ins Spiel.
Grundsätzlich gilt als Trainingsempfehlung: ein bis zwei Einheiten des periodisierten Muskeltrainings pro Woche für ca. 30 Minuten pro Einheit. (Bild: stock.adobe.com / Nomad_Soul)
Gut ausgebildete Trainer und sinnvoll strukturierte Fitnessangebote für Kinder bringen den Erfolg ins Studio.
Der Einfluss der Erwachsenen ist ein wichtiger Faktor bei der Entwicklung gesunder Gewohnheiten im Kindesalter. Sie sollten mit gutem Beispiel vorangehen und zeigen, dass Muskeltraining oder mindestens körperliche Aktivität aufgrund der damit verbundenen Vorteile ein fester Bestandteil des Lebens ist. Darüber hinaus ist die Aufklärung der Kinder und Jugendlichen von größter Bedeutung. Ohne das Wissen um die Vorteile oder die zu erwartenden Ergebnisse fehlt den Kindern die Motivation, gesunde Veränderungen vorzunehmen oder zu etablieren.
Es gibt keine unmotivierten Kinder. Wenn Kinder wissen, wofür sie etwas tun, dann tun sie es, weil sie es wollen, und nicht, weil sie es müssen. Es liegt also an uns Erwachsenen, Kindern zu zeigen, warum sie Muskeltraining machen sollten.
Quelle: BODYMEDIA